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Mindestens zehn Personen erz�hlten mir in den letzten Monaten von ihrer verwandtschaftlichen Beziehung zu diesem Herrn. Bei dem einen war es ein Onkel, bei dem n�chsten ein Gro�neffe und so k�nnte ich nahezu die ganze Skala der m�glichen Verwandtschaftgrade aufz�hlen. Fragt man dann nach dem Namen, so entsteht der Eindruck, als handele es sich um den am meisten gehetzten Verbrecher unserer Tage: er scheint st�ndig danach zu trachten, seine Identit�t zu verbergen und legt sich daher klangvolle Namen von A bis Z zu. Auch die materiellen Erfolge seiner "Patentanstrengungen" scheinen nicht ganz klar auf der Hand zu liegen: hier noch verstarb er einsam und karg; beim n�chsten bereits brauchte er sein ganzes Leben lang nichts mehr zu tun und schlie�lich fehlt auch nicht die Version, wo man den armen unm�ndigen Mann mit seinem Patent �bers Ohr gehauen hat. So steht es nicht nur um den Erfinder der Katzenaugen. Auch der geniale T�ftler aus der Verwandtschaft, die nie mehr defekte Gl�hbirne erfunden haben soll ist immer noch aktuell in den K�pfen der Leute. Ganz anders ist es mit der nachfolgenden Erfindung. Hier gibt es zumindest keinen Zweifel �ber die Personalien des begnadeten Erfinders, wenngleich so mancher an der praktischen Verwertbarkeit dieser Idee zweifeln mag.
ein Kaiserliches Patent erteilt. Ein Blick in die Patentschrift zeigt sofort die ungeheure Sachkenntnis des Erfinders:
Von vielen Rauchern wird das Rauchen w�hrend der Arbeit als besonderer Genu� empfunden.
Bei einer T�tigkeit, die beide H�nde in Anspruch nimmt, mu� die Zigarre dabei h�ufig
beiseite gelegt werden und erlischt meistens, noch bevor der Raucher sie wieder nutzen will.
Abgesehen davon, dass das wiederholte Anz�nden an und f�r sich l�stig ist,
verliert dadurch selbst die beste Zigarre an Wohlgeschmack.
Durch die Erfindung soll dieser �belstand beseitigt werden, denn durch ihre Benutzung
bleibt die beiseite gelegte Zigarre l�ngere Zeit in m��igem Brande. Hierbei
wird gleichzeitig den W�nschen mancher Nichtraucher und Damen
entgegengekommen, die am Aroma des frischen Tabakgeruches und an der Farbe und an
der Form der Rauchwolken Gefallen finden und dennoch - zum Beispiel aus
Gesundheitsr�cksichten - nicht rauchen wollen. Die Zigarre oder Zigarette
braucht dann nur angez�ndet zu werden und brennt, nachdem sie auf die den Gegenstand
der Erfindung bildende Vorrichtung gelegt worden ist, selbsta�ndig weiter.
Die Vorrichtung besteht im wesentlichen aus einem Pendel, das mit Zigarrenauflegern
versehen ist und in �hnlicher Weise wie bei einer Pendeluhr in Bewegung gehalten wird,
indem ein mit dem Pendel verbundener Anker in ein von einer aufziehbaren Feder
getriebenes Sperrad greift. Die Ausf�hrung des Erfindungsgegenstandes l��t eine
gro�e Anzahl von Ab�nderungen zu: Das Gestell kann aus den verschiedensten Materialien
in mannigfacher Ausf�hrung hergestellt werden; das Pendel eine Schaukel, einen
Turner am Tapez und �hnliches mehr darstellen und zur Aufnahme von einer oder
mehreren Zigarren, sowie der Asche eingerichtet sein.
Bei besserer Ausf�hrung kann auf lautlosen Gang Bedacht genommen und durch Anordnung
von Stellschrauben genaue Aufstellung oder Aufh�ngung erm�glicht werden.
Auch kann der Gegenstand mit einem Schreibzeug, Kartenblock,
Standuhr und dgl. in Verbindung gebracht werden. ... ist daf�r Sorge zu tragen,
dass das Pendel mit Hilfe einer Skala sich um einen gew�nschten Betrag verstellen l�sst,
so kann der Apparat auch als Taktmesser dienen und wird in diesem Falle
rauchenden Musikfreunden sehr willkommen sein.
Wer h�tte das gedacht? ein Metronom mit Rauchfahne? Weiterer Kommentar wohl �berfl�ssig.
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© 2003 by Wolfgang Back [email protected] |